- Numerische Mathematik
- Numerik
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Numerik, Teilgebiet der Mathematik, in dem Methoden zur zahlenmäßigen (numerischen) Berechnung von Werten mathematischer Objekte untersucht werden. Dabei spielen besonders Näherungsverfahren (Approximation) und Fehleranalysen sowie deren rechentechnische Realisierung eine große Rolle, da die meisten in der Praxis auftretenden, mathematisch durch Gleichungssysteme oder Differenzialgleichungen beschriebenen Probleme numerisch nicht exakt lösbar sind. Wichtige allgemeine Verfahren der numerischen Mathematik sind (programmierbare) Algorithmen, speziell Iterationsverfahren, die sich als sich wiederholende (einfachere) Algorithmen charakterisieren lassen (Iteration).Zu den spezielleren Aufgaben der numerischen Mathematik gehört das Problem, den Wert einer Funktion f (x) an einer Stelle x0 mithilfe der vier Grundrechenarten zu berechnen. Dies geschieht gewöhnlich mit einer Potenzreihendarstellung von f (x), z. B. mithilfe des taylorschen Satzes. - Bei der Berechnung der Werte einer Funktion f (x) für große Werte von x ist es (bei relativ kleinem Fehler) oft vorteilhaft, eine asymptotische Darstellung von f zu nutzen; so kann z. B. die Gammafunktion beziehungsweise die Fakultät n ! für große n mittels der stirlingschen Formel berechnet werden. - Ein weiteres, v. a. in der mathematischen Physik auftretendes Problem ist die Approximation einer Funktion f (x) im Intervall a ≦ x ≦ b durch ein vorgegebenes Funktionensystem {ϕn}. Ist das System vollständig, so lässt sich jede Funktion f im Intervall [a, b] durch die ϕn approximieren. Bei der Approximation einer Funktion, deren Werte nur an einzelnen Stellen x0, x1,..., xn bekannt sind, durch ein Polynom n-ter Ordnung spricht man von Interpolation (Lagrange-Interpolationsverfahren, newtonsches Interpolationsverfahren).Unter numerischer Integration versteht man die angenäherte zahlenmäßige Berechnung eines bestimmten Integrals mit numerischen Methoden. Sind die Werte der zu integrierenden Funktion f (x) nur für bestimmte Argumente xi, die Stützstellen, in Form tabellierter Werte yi = f (xi) gegeben oder ist das Integral über f (x) formelmäßig nicht auswertbar, so wird f (x) häufig durch ein Interpolationspolynom Pn (x) ersetzt. Je nach der Form des ausgewählten Polynoms Pn (x) ergeben sich verschiedene Formeln zur numerischen Integration, z. B. die Trapezregel oder die simpsonsche Regel; zu den stochastischen Methoden gehört die Monte-Carlo-Methode. - Auch für (gewöhnliche) Differenzialgleichungen spielen Näherungsverfahren eine große Rolle. Während zur Differenzialgleichung y' = f (x, y) das Zeichnen der Isoklinen f (x, y) = const. nur zu einem qualitativen Überblick verhilft, erhält man mit dem Euler-Cauchy-Verfahren eine grobe, doch brauchbare Näherung. Exaktere Verfahren sind das Picard-Lindelöf-Verfahren und das Runge-Kutta-Verfahren. Neben diesen klassischen Methoden gibt es zahlreiche auf der Funktionalanalysis basierende Verfahren, die sich auch bei der numerischen beziehungsweise iterativen Lösung von partiellen Differenzialgleichungen sowie Integralgleichungen bewähren.G. Maess: Vorlesungen über n. M., 2 Bde. (Basel 1985-88);
Universal-Lexikon. 2012.